Projekt 762Schlosserbande

Unterschiedlichste Wege

Flo’s Begeisterung für Metall machte sich früh bemerkbar: Schon als Kind werkelte er immer wieder in der Schlosserei seines Nachbarn, machte dort später Praktika und Ferienjobs. Dass er sich nach der Schule für eine Ausbildung zum Metallbauer entschied, hat niemanden ernsthaft überrascht. „Als ich gerade mit der Ausbildung fertig war, ging die Firma insolvent.“, erzählt Flo. Da er nicht vom Arbeitsamt abhängig sein wollte, hat er eine Alternative gesucht und sich direkt für den Lehrgang zum Metallbaumeister entschieden. Dann musste es alles sehr schnell gehen: „Innerhalb von drei Wochen habe ich mich angemeldet, mir eine Wohnung gesucht und bin nach Düsseldorf gezogen.“ Sechs Monate später hatte er den Meistertitel in der Tasche, mit gerade 21 Jahren. Über einen Bekannten ist er bei seinem jetzigen Arbeitgeber im Sondermaschinenbau gelandet und dort inzwischen zum Werkstattleiter aufgestiegen.

Nicht ganz so reibungslos verlief der Start ins Berufsleben bei Kumpel Erik: Nachdem er die Schule ohne Abschluss beenden musste, startete er ein gefördertes Jahrespraktikum als Elektriker. „Die Arbeit hat mir gefallen, aber die Schlossertätigkeiten waren das Beste daran“. Schließlich entschloss er sich für eine Ausbildung als Metallbauer, konnte diese sogar verkürzen und hatte plötzlich auch in der Schule Spaß: „Wenn man wirklichen Bezug zu den Themen hat, lernt man viel leichter“.

Schon während seiner Ausbildung war Erik viel unterwegs „Wir haben Geländer und Balkone aufgebaut, bei -10, aber auch bei +40 Grad“. Heute arbeitet er, genau wie Flo, im Sondermaschinenbau und kommt auch dabei ganz schön herum: Die Kunden verteilen sich auf ganz Europa, im letzten Jahr war er 36 Wochen unterwegs auf Montage.

Die Bande findet zusammen

Ihre Wege kreuzten sich, als Flo’s Firma einen Subunternehmer beauftrage und dieser Erik schickte. Entstanden ist aus der beruflichen Zusammenarbeit nicht nur eine tolle Freundschaft, sondern das gemeinsame Projekt „762Schlosserbande“. Die 762 steht dabei für die letzten Ziffern der Postleitzahl des Ortes, an dem die beiden sich kennengelernt haben. „Irgendwie haben wir beide den gleichen Dachschaden.“, verrät Flo, „Wir haben uns direkt gut verstanden“. „Das Ganze war eine Schnapsidee“, lacht Erik und kann den Erfolg selbst kaum glauben. „Wir haben Anfang des Jahres einen Instagram-Account angelegt und ein paar Fotos hochgeladen.“ Innerhalb weniger Stunden ging die Follower-Zahl durch die Decke. Dazu kam wenige Wochen später der eigene T-Shirt-Shop. „Auslöser war ein Spruch eines Freundes, eigentlich ein Scherz“. Inzwischen kann man T-Shirts, Feuerzeuge und sogar Babystrampler mit dem Logo der Schlosserbande bestellen. „Wir selbst sind natürlich unsere besten Kunden“, gibt Flo zu.

Handwerk als Basis

Ihren Followern geben Sie bildstarke Einblicke in Ihre Arbeit, zeigen auch Projekte und Aktionen von Berufskollegen und möchten damit junge Menschen inspirieren, ihnen nachzueifern und sich für eine solide Ausbildung zu entscheiden. Denn von ihrer handwerklichen Grundausbildung profitieren Sie jeden Tag. Laut Erik fehlt vielen Technikern oder Mechanikern das Grundverständnis: „Andere bestellen ein komplettes Bauteil für mehrere hundert Euro, obwohl man vielleicht nur eine Dichtung für 50 Cent austauschen müsste.“ Die Erfahrung der beiden ist bei Ihren Kunden sehr gefragt.

Zukunftspläne

Flo sieht seine Leidenschaft klar im klassischen Metallbau.  Kürzlich hat der zweifache Familienpapa eine Nebentätigkeit angemeldet: „Klassische Schlosserarbeiten sind einfach mein Ding“. Die meisten Aufträge kommen aus der Umgebung. „Hier kennt jeder jeden, wir sind gut vernetzt“. So baut er an den Wochenenden Geländer, Treppen und Feuerkörbe in einer kleinen Werkstatt in seinem Keller. Die Inspirationen für seine Projekte entstehen oft in Gesprächen mit seiner Frau, die als technische Zeichnerin arbeitet. „Sie hat Ideen, ich habe Ideen und wenn wir diese kombinieren, kommt meistens etwas ziemlich Geniales raus“.

Und Erik? Der hat gerade einen neuen Job begonnen und ist derzeit vorwiegend in Großbäckereien unterwegs. Dort ist er für die Bäckerei- und Filialtechnik, den Neubau von Backöfen und Reparaturarbeiten verantwortlich. In drei bis vier Jahren möchte er nach Norwegen auswandern. „Die Menschen, die Work-Life-Balance und die Natur haben mich beeindruckt“, schwärmt er. Das Land hat er durch verschiedene Arbeitseinsätze kennen und lieben gelernt. Dass es die Schlosserbande auch dann noch geben wird, steht fest: „Na, dann werden wir eben international!“

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