Mit Urmel durch Alaska

Wenn zwei Brüder planen, mit einem selbst konstruierten Amphibienfahrzeug namens „Urmel“ quer durch Alaska zu fahren, dann ist das sicher ein Abenteuer. Zumal die Brüder das Fahrzeug als nahezu völlige Laien komplett selbst zusammenschweißen wollten. Damit dies gelingt, stellte die EWM AG ihnen ein Lichtbogen-Schweißgerät samt Zubehör bereit. Ein Mitarbeiter des Unternehmens hatte die Berliner zudem in einem zweitägigen Kurs geschult.

Wenn die Brüder Paul und Hansen Hoepner aufbrechen, um die Welt zu sehen, dann ist das keine gewöhnliche Reise. 2012 sind die beiden mit dem Fahrrad von Berlin nach Schanghai gefahren: 13.600 Kilometer durch acht Länder in sieben Monaten. Sie durchquerten die Taklamakan-Wüste und radelten im Himalaya in bis zu 5250 Metern Höhe. Auf ihrer zweiten Reise 2015 versuchten sie, die Welt in 80 Tagen ohne Geld zu umrunden. Sie verließen das Haus ohne einen Cent in der Tasche, ohne vorherige Kontakte, Social Media oder Couchsurfen zu nutzen. Mit der Unterstützung von mehr als 1000 Menschen weltweit, von unterschiedlichster Herkunft und kulturellem Hintergrund, haben die Hoepners es in 104 Tagen durch 18 Länder geschafft. Und nun also das dritte Abenteuer: 4000 Kilometer durch Alaska mit einem selbst gebauten, pedalbetriebenen Amphibienfahrzeug namens „Urmel“. Das Fahrzeug ist so konstruiert, dass die Brüder abseits von Straßen oder Wegen und durch sehr unwegsames Gelände fahren können. Es kann schwimmen, rollen und laufen. Klingt abenteuerlich? Das ist es auch!

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Wie EWM Teil des Abenteuers wurde

Um ein Abenteuer dieser Dimension zu meistern, benötigten die beiden Abenteurer Unterstützer und Sponsoren. Den Hoepners war bei den ersten Konstruktionsplänen für das Fahrzeug schnell klar geworden, dass dafür ein professionelles und leistungsstarkes Schweißgerät notwendig sein würde. „Als wir uns nach einem Sponsor im Bereich der Schweißtechnik umgesehen haben, kamen eigentlich nur EWM und ein großer Mitbewerber des Unternehmens in Frage“, erinnert sich Paul Hoepner. Weil EWM die bessere Onlinedokumentation hat, in den sozialen Medien sehr präsent ist und weil die Brüder meinten, dass das Unternehmen in der Lage sei, sie als Anfänger an die komplexe Materie des Schweißens heranzuführen, entschieden sie sich für die Mündersbacher als Partner. „Wir hatten sofort das Gefühl, nicht nur ein professionelles Gerät zu bekommen, sondern auch auf geballtes Schweiß-Know-how zurückgreifen zu können. Denn von dem Unternehmen kam zusätzlich das Angebot, dass wir zum Gerät eine zweitägige Schulung erhalten und sie uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das hat uns letztlich überzeugt“, sagt Hoepner.

Die Mündersbacher stellten den Zwillingen das WIG-Schweißgerät Tetrix 351 AC/DC Comfort 2.0 puls zur Verfügung. Damit können die beiden bis zu einer Stromstärke von 350 Ampere schweißen und sind somit in der Lage, auch dicke Aluminiumbuteile zu verbinden – ideal für ihre Anforderungen.

Als Laien haben die Brüder mit Unterstützung von EWM das Fahrzeug selbst zusammengeschweißt. (Foto: David Dollmann)

Schweißen lernen in so kurzer Zeit?

Vor dem Start des Projekts hatten die Brüder nur wenig Erfahrung beim Schweißen von Stahl gesammelt. Ganz grob kannten sie sich also bereits mit der Materie aus. „Aluminiumschweißen, wie wir es jetzt am Fahrzeug umsetzen, ist aber eine ganz andere Hausnummer. Das ist nicht vergleichbar“, sagt Paul Hoepner. Daher sei es unbedingt notwendig gewesen, dass die beiden eine Schulung auf diesem Anwendungsgebiet erhalten, um auch die vielen verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten des Tetrix-Geräts entsprechend nutzen zu können. Die Außendienstmitarbeiter Adeline Lützenkirchen (EWM Wittstock) und Rene Conradi (EWM Göttingen) reisten deshalb nach Berlin, um den Brüdern an zwei Tagen die vielen Features des Schweißgeräts zu erklären und ihnen zu zeigen, worauf es beim Aluminiumschweißen grundsätzlich ankommt. Natürlich lernt niemand das Schweißen vollständig innerhalb von nur zwei Tagen. Schließlich ist Schweißer ein eigener Ausbildungsberuf. Die Absprache der Hoepners mit dem Unternehmen sah daher so aus, dass die EWM-Mitarbeiter ihnen schwerpunktmäßig jene Dinge beibringen, die sie beim Bau von „Urmel“ unbedingt beherrschen müssen. „Das hat perfekt funktioniert. Wir schweißen seitdem alles selbst.“

Die Route soll über 4000 Kilometer durch Alaska führen – ohne Straßen, durch unwegsames Gelände. (Foto: David Dollmann)

Das „Urmel-Museum“

Die Tage nach der Schulung experimentierten die Brüder viel mit dem Gerät herum, Learning by Doing. Bevor sie die eigentliche Schweißnaht am Fahrzeug schweißten, wurde mit ähnlichen Bauteilen getestet, ob die geplante Verbindung in der Praxis umsetzbar ist. Dementsprechend viel Aluminiumschrott hat sich in der Werkstatt der Hoepners mittlerweile angesammelt. Sie nennen es liebevoll das „Urmel-Museum“. „Wenn man den Kern der Sache verstanden hat, wenn man beispielsweise eine gute von einer schlechten Schweißnaht zu unterscheiden weiß, dann traut man sich auch zu, so ein Gefährt zu bauen“, sagt Paul Hoepner.

Die Hoepner-Brüder beim Schweißen ihres Fahrzeugs. (Foto: David Dollmann)

Puls-Funktionen helfen Anfängern

Neben einer Vielfalt verschiedener Einstellungsmöglichkeiten war für die beiden Abenteurer vor allem das Thema Leistung wichtig. Denn es gibt verschiedene Bauteile, bei denen sie zum einen Teile aus dickem Aluminium miteinander verschweißen müssen, aber auch dickes mit sehr dünnem Aluminium. „Wir haben grundsätzlich Konstruktionsarten, die sehr schwierig zu schweißen sind. Wenn wir dicke und dünne Aluminiumteile miteinander verbinden wollen, kann es vorkommen, dass das dünne Teil wegbrennt, bevor das dicke zu schmelzen beginnt“, erklärt Hoepner. Damit solche Konstruktionen gelingen, verfügt das Schweißgerät über verschiedene Funktionen wie beispielsweise das Pulsschweißen. Mit dieser Funktion ist es den Brüdern möglich, sehr komplizierte Schweißnähte umzusetzen. „Eine weitere Anforderung war, dass wir ein Gerät brauchten, mit dem wir auch als Anfänger schweißen können. Durch die Puls-Funktionen haben wir mehr Kontrolle, weil der Schweißvorgang nicht so heiß abläuft und somit weniger die Gefahr des Verbrennens des Materials besteht“, erklärt Paul Hoepner.

Neue Konstruktionsmöglichkeiten

Das professionelle Schweißgerät ermöglichte es den Brüdern hin und wieder sogar, den eigentlichen Plan noch einmal neu zu überdenken. Es ergaben sich viele Konstruktionsmöglichkeiten, die überhaupt erst durch das Schweißgerät möglich wurden. „Wir haben jetzt zum Beispiel viele Bauteile verschweißt, statt sie wie ursprünglich geplant zu vernieten. Das Gefährt wird dadurch leichter und stabiler als gedacht“, berichtet Hoepner. Grundsätzlich konstruieren die Zwillinge nach dem Prinzip „Doppelt hält besser“. Mit allen verschweißten Teilen führen sie Tests durch, um zu prüfen, ob die Verbindungen extremen Belastungen standhalten. Sie sind zuversichtlich, dass „Urmel“ ihnen in Alaska nicht auseinanderbrechen wird.