Jungschmiedetreffen im Museum
Ein „Schwanzhammer“ ist ein wasserbetriebener, mechanischer Fallhammer. Der Hammerkopf ist an einem hölzernen „Stiel“ befestigt, der bei diesen historischen Maschinen oft die Ausmaße eines ganzen Baumstammes hat.
Das Prinzip erinnert an eine Wippe: Das dem Hammer entgegengesetzte Ende des hölzernen Balkens wird von den „Fröschen“ einer zahnradartigen Antriebswelle nach unten gedrückt und der Hammer so in die Höhe gehoben. Im nächsten Moment ergibt sich der metallene Hammerkopf der Schwerkraft, was ihn mit enormer Wucht auf seinem Amboss („Schabotte“) landen lässt.
Antrieb in Handarbeit
Die während des Jungschmiedetreffens vom 13. bis zum 18. August entstandene Gemeinschaftsarbeit ist das Modell eines solchen Hammers um Maßstab 1:5. Das Ensemble ruht auf einem Metalltisch und ist (ohne Tischbeine) rund einen Meter hoch. Die Grundplatte misst 80 cm in der Breite und 120 cm in der Länge. Die gesamte Konstruktion bringt circa 300 Kilogramm auf die Waage.
Historische Schwanzhämmer werden mit Wasserkraft betrieben. Deshalb ziert dieses Miniaturmodell auch ein Mühlrad inklusive Wasserrinne. Die eigentliche Power liefern hier aber die jungen (oder älteren) Museumsbesucher: Über eine Handkurbel versetzen sie Mühlrad und Antriebswelle in Rotation und damit den Hammerkopf in Bewegung.
Enorme Kräfte
Die liebevolle Gestaltung mit täuschend echt wirkenden Mauern (massiv aus behauenen Metallklötzen oder in Blech gemeißelt), der detaillierten Holzmaserung der Wasserrinne und dem spinnenbewebten Fenster in der Trennwand stellte nicht die größte Herausforderung dieser Arbeit dar. Vielmehr war es die Mechanik, die enorme Kraftübertragung des Hammers und die Stabilität des Unterbaus, die so manchem Kopfzerbrechen bereitete.
Um die Fertigstellung der anspruchsvollen Arbeit zu garantieren, wurden einige Teile schon vor dem eigentlichen Treffen hergestellt. Das Grundgerüst des geschmiedeten und feuerverschweißten Mühlrads zum Beispiel steuerte die belgische Ambachtelijke Smedersgilde van Belgie (ASG) bei. Ein Kooperationsvertrag zwischen dem IFGS und der ASG, in welchem sich die beiden Verbände verpflichten, „gemeinsam die Interessen des Schmiedehandwerks zu vertreten“, wurde vor Ort feierlich unterzeichnet. Mit der Niederländischen Gilde Kunstschmieden (NGK) besteht ein solcher Vertrag bereits seit dem letzten Jungschmiedetreffen. Die NGK steuerte dieses Mal die Fensterkonstruktion für das Schwanzhammermodell bei. Zu den großzügigen Sponsoren zählten außerdem, neben dem Förderkreis Westfälisches Freilichtmuseum Hagen e.V., das Kurtz Ersa HAMMERMUSEUM in Hasloch.
Arbeit in historischen Werkstätten
Den Großteil der circa 500 Arbeitsstunden, die in dem Hammermodell stecken, fand publikumswirksam in den historischen Werkstätten des Museums statt: Sensen- und Nagelschmiede, Beil- und Kupferschmiede hallten von den Hammerschlägen nur so wieder. Wolf-Dieter Wittig steuerte sogar noch seine mobile Schmiede bei.
Wie viele Kilometer die hochmotivierten (Jung-)Schmiede zwischen den einzelnen Arbeitsstätten zurückgelegt haben, hat wohl niemand gezählt. Das gut funktionierende Miteinander, überraschend gutes Wetter und ein vom Förderkreis des Museums organisierter und finanzierter Gourmet-Barbecue-Abend entschädigten sie für ihre Mühen. Um die Rundumverpflegung und Unterbringung während des einwöchigen Treffens kümmerte sich der IFGS.
Zum Wochenende hin hob sich der Altersdurchschnitt der Teilnehmer dann an, und die Fertigstellung des Hammermodells lag größtenteils in der Hand der Altmeister. Die Lehrlinge und Junggesellen/-innen aus ganz Deutschland, Tschechien, Österreich, den Niederlanden und Finnland nahmen es sportlich, halfen wo sie konnten und schmiedeten fleißig weiter. Das Publikum kam in den Genuss zahlreicher Vorführungen, und das Museum kann mit dem frisch aufgestellten Stock im Eisen eine neue Attraktion und viele dekorativen „Nägel“ vorweisen.
Film, Fernsehen & Radio
Schirmherr der Veranstaltung war Schauspieler und gelernter Schlosser Heinz Hönig, der jedoch wegen Krankheit sein persönliches Erscheinen absagen musste. Das Fernsehen war trotzdem vertreten: Zweimal besuchte ein Filmteam das Jungschmiedetreffen. Eindrücke des „heißen Klassentreffens“ waren anschließend in „Lokalzeit“ auf WDR Dortmund und Siegen zu sehen. WDR4 brachte das Jungschmiedetreffen auch ins Radio.
Nun können nicht nur Kinder und Jugendliche unter dem Hammermodell Aluminium bearbeiten und so ein Gefühl für das historische Handwerk entwickeln, sondern auch zahlreiches Fernsehpublikum weiß, dass der Beruf des Metallgestalters noch keineswegs zum alten Eisen gehört.